Nostalgie: Was damals besser war
Verfasst: 22.03.2013, 13:49
Hallo erstmal,
in der Vergangenheit war ich ein bekennender Fan von Videospielen aller Art. Die Hochzeit meiner Spiellaune begann mit dem Erscheinen des SNES und endete irgendwann beim Gamecube. Seither sind viele Jahre vergangen und ich habe mich zwischendurch immer mal wieder an aktuellen Titeln versucht. In den meisten Fällen, Multiplayer außen vor gelassen, habe ich nicht viel Zeit mit ihnen verbracht.
Zunächst dachte ich, dass ich mich verändert hätte und nun dieses "kindische Hobby" einfach nicht mehr die gleiche Faszination besitzt. Inzwischen sehe ich das anders, denn viele Spiele aus der alten Zeit erzeugen noch immer das vermisste Glücksgefühl. Diese Erkenntnis brachte mich zum nachdenken, bis mir schließlich auffiel, was genau mich an aktuellen Titeln stört. Die folgende Auflistung ist extrem subjektiv und nicht frei von Nostalgie. Vielleicht kann doch jemand mit meinen Äußerungen etwas anfangen oder empfindet sie zumindest für den Moment als erheiternd.
1. Technik
Meiner Meinung nach haben die technischen Fortschritte dem Gesamteindruck eines Spieles eher geschadet. Realismus ist das Ziel und wird konsequent angestrebt, die meisten aktuellen Titel sehen mehr oder weniger gleich aus.
Früher, als eine realistisch angehauchte Grafik einfach nur hässlich wirkte, gaben sich Designer größte Mühe einen individuellen Stil zu entwickeln, der dem Spieler im Gedächtnis bleibt und Wiedererkennungswert besitzt. Die Technik passte zur Atmosphäre des Spiels und hat im Zusammenspiel einen Großen Teil dieses "speziellen Gefühls" erzeugt, dass bestimmten Serien noch heute anhaftet. Monkey Island, Zelda, Mario - alle Serien besaßen in der Vergangenheit einen roten Designfaden, der in modernen Spielen kaum noch zu finden ist.
Als Ursache würde ich die steigende Zahl der Entwickler/Designer sehen, die inzwischen an einem Titel zusammenarbeiten. Der persönliche Stil Einzelner hat nur noch geringen Einfluss - Absprachen und kreatives Brainstorming quasi unmöglich geworden. Entwickler und Designer verkommen zu reinen Dienstleistern, die vordefinierte Aufgaben umsetzen. Ein positives Beispiel ist Word of Goo, dessen simpler, charakteristischer Stil sicher nicht jedermanns Geschmack ist, doch gerade deswegen in den Köpfen hängen bleibt. Auch Minecraft hat in dieser Hinsicht gepunktet.
2. Charakterdesign
Da die technischen Grenzen allgegenwärtig waren, mussten Entwickler in der Vergangenheit einiges tun um Charakteren eine "Seele" zu verleihen. Nun, wo sich Gesicht und Körper physiologisch korrekt bewegen, ist diese Fähigkeit offenbar abhanden gekommen.
Wenn ich an alte Titel denke, dann erinnere ich mich noch immer an dutzende Charaktere, deren individuelles Auftreten sich in mein Gedächnis eingebrannt hat. Der Maskenhändler aus Majoras Mask ist ein gutes Beispiel, ebenso viele Charaktere aus Warcraft 3.
In aktuellen Titeln sind Charaktere häufig beliebig austauschbar, viel mehr als "der Typ mit der Axt" bleibt bei mir nicht hängen. Ausnahmen gibt es noch, sind aber selten.
3.Größer, besser, komplexer
In den vergangenen Jahren sind Spielwelten und Aktionsmöglichkeiten der Spieler stark angewachsen, woran die Liebe zum Detail leidet. Modelle werden durch Generatoren erzeugt, minimal abgewandelt und dann über xxx Quadratkilometer verteilt. Die Welten sind riesig, doch der Wiedererkennungswert gering.
Früher, als jeder m² einer Spielwelt manuell erstellt wurde, besaß jede Ecke einen eigenen Charakter. Die Welt war klein, doch jeder Zentimeter hatte einen Sinn und es gab etwas zu entdecken. Die Spielzeit, die in Ocarina of Time zum entdecken aller Geheimnisse benötigt wird, kann sich locker mit Skyrim messen und bietet zudem eine wesentlich dichtere Atmosphäre. Natürlich vergleiche ich ein wenig Äpfel mit Birnen, doch der Grundgedanke ist zutreffend.
Die geringe Größe ermöglichte Features, die heute in kaum einem Spiel vereint zu finden sind. Bereits in Majoras Mask besaßen die meisten NPCs einen festen Tagesablauf. Ich habe Stunden damit verbracht, einzelnen Personen zu folgen und herauszufinden, was diese zu bestimmten Zeiten treiben. Gelegentlich viel auch eine Belohnung ab, wenn ich einem Geheimnis auf die Spur gekommen war. Auf mich wirkte eine solche Welt wesentlich realer, trotz aus heutiger Sicht miserabler Technik.
Diese Liebe zum Detail, sowohl bei den Charakteren, als auch in der Spielwelt, vermisse ich sehr in aktuellen Titeln. Bastion, derzeit im Humble Bundle zu haben, ist wieder ein Schritt in die richtige Richtung.
Alles in Allem wünsche ich mir einen Trend zurück zum kleinen, aber detailverliebt gestalteten Spiel. Weg von komplexen, technischen Spielereien und zurück zum persönlichen Stil. Spieleentwicklung ist eine Kunstform, die Kreativität und Individualität ausdrücken muss. Je generischer und austauschbarer einzelne Elemente eines Spieles sind, desto geringer ist für mich der Spielwert. Ein positiver Nebeneffekt ist die relative Bugfreiheit alter Spiele, an die kein moderner Titel heranreicht.
Soviel dazu, nun dürft ihr mir zustimmen oder mich als gnadenlosen Nostalgiker verurteilen :D
in der Vergangenheit war ich ein bekennender Fan von Videospielen aller Art. Die Hochzeit meiner Spiellaune begann mit dem Erscheinen des SNES und endete irgendwann beim Gamecube. Seither sind viele Jahre vergangen und ich habe mich zwischendurch immer mal wieder an aktuellen Titeln versucht. In den meisten Fällen, Multiplayer außen vor gelassen, habe ich nicht viel Zeit mit ihnen verbracht.
Zunächst dachte ich, dass ich mich verändert hätte und nun dieses "kindische Hobby" einfach nicht mehr die gleiche Faszination besitzt. Inzwischen sehe ich das anders, denn viele Spiele aus der alten Zeit erzeugen noch immer das vermisste Glücksgefühl. Diese Erkenntnis brachte mich zum nachdenken, bis mir schließlich auffiel, was genau mich an aktuellen Titeln stört. Die folgende Auflistung ist extrem subjektiv und nicht frei von Nostalgie. Vielleicht kann doch jemand mit meinen Äußerungen etwas anfangen oder empfindet sie zumindest für den Moment als erheiternd.
1. Technik
Meiner Meinung nach haben die technischen Fortschritte dem Gesamteindruck eines Spieles eher geschadet. Realismus ist das Ziel und wird konsequent angestrebt, die meisten aktuellen Titel sehen mehr oder weniger gleich aus.
Früher, als eine realistisch angehauchte Grafik einfach nur hässlich wirkte, gaben sich Designer größte Mühe einen individuellen Stil zu entwickeln, der dem Spieler im Gedächtnis bleibt und Wiedererkennungswert besitzt. Die Technik passte zur Atmosphäre des Spiels und hat im Zusammenspiel einen Großen Teil dieses "speziellen Gefühls" erzeugt, dass bestimmten Serien noch heute anhaftet. Monkey Island, Zelda, Mario - alle Serien besaßen in der Vergangenheit einen roten Designfaden, der in modernen Spielen kaum noch zu finden ist.
Als Ursache würde ich die steigende Zahl der Entwickler/Designer sehen, die inzwischen an einem Titel zusammenarbeiten. Der persönliche Stil Einzelner hat nur noch geringen Einfluss - Absprachen und kreatives Brainstorming quasi unmöglich geworden. Entwickler und Designer verkommen zu reinen Dienstleistern, die vordefinierte Aufgaben umsetzen. Ein positives Beispiel ist Word of Goo, dessen simpler, charakteristischer Stil sicher nicht jedermanns Geschmack ist, doch gerade deswegen in den Köpfen hängen bleibt. Auch Minecraft hat in dieser Hinsicht gepunktet.
2. Charakterdesign
Da die technischen Grenzen allgegenwärtig waren, mussten Entwickler in der Vergangenheit einiges tun um Charakteren eine "Seele" zu verleihen. Nun, wo sich Gesicht und Körper physiologisch korrekt bewegen, ist diese Fähigkeit offenbar abhanden gekommen.
Wenn ich an alte Titel denke, dann erinnere ich mich noch immer an dutzende Charaktere, deren individuelles Auftreten sich in mein Gedächnis eingebrannt hat. Der Maskenhändler aus Majoras Mask ist ein gutes Beispiel, ebenso viele Charaktere aus Warcraft 3.
In aktuellen Titeln sind Charaktere häufig beliebig austauschbar, viel mehr als "der Typ mit der Axt" bleibt bei mir nicht hängen. Ausnahmen gibt es noch, sind aber selten.
3.Größer, besser, komplexer
In den vergangenen Jahren sind Spielwelten und Aktionsmöglichkeiten der Spieler stark angewachsen, woran die Liebe zum Detail leidet. Modelle werden durch Generatoren erzeugt, minimal abgewandelt und dann über xxx Quadratkilometer verteilt. Die Welten sind riesig, doch der Wiedererkennungswert gering.
Früher, als jeder m² einer Spielwelt manuell erstellt wurde, besaß jede Ecke einen eigenen Charakter. Die Welt war klein, doch jeder Zentimeter hatte einen Sinn und es gab etwas zu entdecken. Die Spielzeit, die in Ocarina of Time zum entdecken aller Geheimnisse benötigt wird, kann sich locker mit Skyrim messen und bietet zudem eine wesentlich dichtere Atmosphäre. Natürlich vergleiche ich ein wenig Äpfel mit Birnen, doch der Grundgedanke ist zutreffend.
Die geringe Größe ermöglichte Features, die heute in kaum einem Spiel vereint zu finden sind. Bereits in Majoras Mask besaßen die meisten NPCs einen festen Tagesablauf. Ich habe Stunden damit verbracht, einzelnen Personen zu folgen und herauszufinden, was diese zu bestimmten Zeiten treiben. Gelegentlich viel auch eine Belohnung ab, wenn ich einem Geheimnis auf die Spur gekommen war. Auf mich wirkte eine solche Welt wesentlich realer, trotz aus heutiger Sicht miserabler Technik.
Diese Liebe zum Detail, sowohl bei den Charakteren, als auch in der Spielwelt, vermisse ich sehr in aktuellen Titeln. Bastion, derzeit im Humble Bundle zu haben, ist wieder ein Schritt in die richtige Richtung.
Alles in Allem wünsche ich mir einen Trend zurück zum kleinen, aber detailverliebt gestalteten Spiel. Weg von komplexen, technischen Spielereien und zurück zum persönlichen Stil. Spieleentwicklung ist eine Kunstform, die Kreativität und Individualität ausdrücken muss. Je generischer und austauschbarer einzelne Elemente eines Spieles sind, desto geringer ist für mich der Spielwert. Ein positiver Nebeneffekt ist die relative Bugfreiheit alter Spiele, an die kein moderner Titel heranreicht.
Soviel dazu, nun dürft ihr mir zustimmen oder mich als gnadenlosen Nostalgiker verurteilen :D