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Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 07.03.2012, 15:36
von Jonathan
Ich weiß nicht, wer es schon gesehen hat, aber ich fand folgenden Artikel sehr lesenswert:

http://www.golem.de/news/imho-warum-goo ... 90241.html

Es kommt finde ich sehr schön rüber, dass die ganze Datenschutzdebatte gar nicht so einfach ist, wie viele es gerne hätten. Das es gar nicht wirklcih möglich ist, personenbezogene Daten von allgemeinen zu trennen. Und außerdem sind die Ideen die da benutzt werden sowas von cool, weil kein Mensch mehr verstehen kann, warum bestimmte Ergebnisse Sinn machen, obwohl es offensichtlich so ist.

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 07.03.2012, 19:39
von Tiles
Interessant zu lesen ist es schon. Das ist aber alles nicht der Punkt. Google verstösst gegen europäisches Datenschutzrecht. Da kann Google noch so lieb sein.

Mein Nichtinformatikerbauchgefühl sagt mir jedenfalls dass der Threadersteller mit seinem Informatikerbauchgefühl ein wenig falsch liegt :)

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 07.03.2012, 19:55
von Artificial Mind
Ich habe dieses Semester "Musterkennung und künstliche neuronale Netze" gehört und ich kann dem Author von diesem Artikel eigentlich nur zustimmen, dass es keine "Profile" an sich geben dürfte, sondern lediglich deren Klassifizierer trainiert werden, aus denen weder Profile noch Einzelpersonen rausgerechnet werden können.

Um nochmal kurz auf den Aspekt personalisierte Werbung einzugehen:
Ehrlich gesagt, ich will lieber "optimierte" Werbung als allgemeine Werbung, bei der die Chance noch Größenordnungen geringer ist, das dort etwas Interessantes bei ist. Und Werbung an sich werden wir sowieso nicht los. Zum Beispiel habe ich durch die optimierte Werbung überhaupt erst von "ReSharper" erfahren, ein exzellentes C# Visual Studio Add-On, welches ich mir vorletzte Woche sogar in der Studentenversion gekauft habe.

Und was das geltende Recht angeht:
Ich finde der Author hat schon Recht, dass unsere geltenden Rechte nicht unbedingt immer zeitgemäß sind. Nicht beim Datenschutz und auch nicht beim Copyright. Das heißt natürlich nicht, dass ich will, das jeder alles kopieren darf und jede Firma alle Daten speichern darf, sondern lediglich, dass die Gesetze überarbeitet werden müssen, damit die neuen Technologien und Möglichkeiten einbezogen werden.

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 08:39
von Artificial Mind
Aramis hat geschrieben:Im Uebrigen ergeben N Klassifikatoren - so statistisch sie auch sein moegen - ueber mein Suchverhalten genau das, wovor die Leute Angst haben, naemlich ein personenbezogenes und zwingend (zumindest in Bezug auf die Suche) zentralisiertes Profil – und dass solche "Klassifikatoren" existieren zeigt ja wohl die Google-Suche wenn man eingeloggt ist. Gerade weil Google auch im Besitz der Informationswolken, in die mich ihre Klassifikatoren einzuordnen versuchen, ist, sind diese bei passender Auswertung erst recht aussagekraeftig, insofern erschliesst sich mir nicht so ganz wieso mein Profil jetzt ploetzlich harmlos sein soll.
Ich glaube nicht, dass es das ist, wovor die Leute Angst haben. Die meisten, mit denen ich darüber außerhalb des Informatikstudienganges diskutiert habe, haben Angst davor, dass sich irgendjemand (in Form einer Person) ihr Profil (in Form von lesbaren Hobbies, Vorzügen etc.) angucken kann - und das ist ja definitiv nicht der Fall.

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 10:39
von Tiles
und das ist ja definitiv nicht der Fall.
Du GLAUBST dass es definitv nicht der Fall ist. Wissen kannst du es nicht, denn Google kann uns viel erzählen. Was die dann hinter den Kulissen tatsächlich tun steht auf einem anderen Blatt. Und genau da haben wir wieder unser Problem mit dem "Könnte". Wo Daten sind ist auch immer der Datenmissbrauch nicht weit. Wo Datensätze existieren lassen sie sich auch verknüpfen.

Wenn du ein Google Konto hast, und möglichst noch einen G+ Account dann sind die Datensätze einfach nicht mehr anonym. Besonders fies finde ich in dem Zusammenhang da das Autologin bei Google wenn du dich auf Youtube einloggst. Das ist mir sauer aufgestossen als ich das das erste Mal gemerkt habe. Google will deine Daten, und arbeitet mit allen Tricks um ranzukommen. Und schreckt bei seiner Zielverfolgung auch nicht vor Gesetzesbruch zurück. Dass ihre EULA gegen europäisches Recht verstösst wussten die vorher. Die Google Scheffs sind einfach keine Gutmenschen. Das sind knallharte Geschäftsleute.

Aber selbst wenn Google doch aus lauter Gutmenschen bestehen würde, Serverhacks und Datenklau gehört zur Tagesordnung. Es ist nur eine Frage der Zeit bis auch Google mal betroffen ist. Daten wecken einfach Begehrlichkeiten.

By the way. Kann sich eigentlich noch einer an die Zeiten erinnern zu denen Google auch tatsächlich sinnvolle Suchergebnisse lieferte? Ich weiche inzwischen immer öfter auf Bing und Altavista aus weil Google mir zu oft Unfug findet der absolut nichts mit meiner Anfrage zu tun hat. So toll kann deren Suchverbesserung durch die vielen Datensätze also gar nicht sein.

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 10:57
von Artificial Mind
Tiles hat geschrieben:Wo Daten sind ist auch immer der Datenmissbrauch nicht weit. Wo Datensätze existieren lassen sie sich auch verknüpfen.
Ich glaube du hast die Hauptaussage von dem Artikel ignoriert. Du klingst, als wenn Google das alles in Form von Datenbankeinträgen hat und verknüpfen kann. Bei Youtube, G+, G-Mail und vielleicht G-Talk mag das der Fall sein, aber bei der Google Suche definitiv nicht, die haben nicht mal eben ein inkrementelles Backup vom Internet der letzten 10 Jahre in Tagesschritten.
Du kriminalisiert mal wieder Google indem du mit Hau-Drauf-Argumenten kommst (sry, das das jetzt etwas böse klingt, aber ich führe die Diskussion häufiger >.< ).
Beschränken wir uns mal auf den Bereich wo sie definitiv Datensätze in Datenbanken haben: Youtube, G+, G-Mail. Die verbindet Google und cross-analysiert und ganz ehrlich, wem das nicht klar war, als er sich mit seinem gleichen Konto dort angemeldet hat, dem fehlt etwas gesunder Menschenverstand. Dies ist auch kein neues Phänomen. Selbst meine Bank nutzt übergreifende Kontodaten (andere Konten, Konten meiner Eltern usw.) um zu gucken, ob die mir eine Kontoüberziehung durchgehen lassen oder nicht. Erfreut bin ich darüber nicht, aber ich weiß es und kann mich dementsprechend darauf einstellen.

Was die sinnvollen Suchergebnisse angeht: Ich höre das mittlerweile von immer mehr Bekannten, dass die nur noch auf Linkportale und Schrott weitergeleitet werden, ich kriege allerdings in den allermeisten Fällen genau das was ich suche. Also entweder mangelt es an der Suchwortqualität oder du hast dein Google "kaputttrainiert" :P

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 11:21
von joggel
Ich werfe mal hier kurz eine Frage ein:
Ich melde mich eigentlich nie bei Google an, wenn ich etwas suche.
Kann da Google auch irgendwie (sorry wenn ich den falschen Ausdruck wähle) meine Daten sammeln, anhand von IPs? Auch wenn ich diese IP ja bei jedem Neustart neu bekomme.

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 11:47
von Jonathan
Hm, Cookies oder so. Oder über JavaScript und so bestimtme Werte abfragen (Auflösung, verwendete Software und deren Version) das kombiniert mit dem ungefähren Ort (aus der IP) könnte schon einiges an Aufschluss über dich geben (man hört ja auch, dass diese Programme die das auslesen eben dieser Daten abschalten einen erst recht identifizierbar machen, eben weil dann keine Daten ankommen).

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 11:54
von joggel
Mh.. würde Sinn machen.
Habe mich da auch mal gewundert, dass ich trotz (Router-) Neustart wieder identifiziert wurde.
Aber über JavaScript, das würde ich doch mitbekommen. Da müsste doch bei mir eine Java-Anwendung starten, oder nicht?
Was ich mir auch vorstellen könnte, das mein Browser (FireFox) eine UID mitsendet.
Kenne mich da ja mal überhaupt nicht aus ^^.
Aber das nur so am Rande :)

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 12:05
von Tiles
Ich denke nicht dass ich Google kriminalisiere, das schafft Google ganz allein. Google vestösst derzeit gegen EU Recht. Ist halt so.

Ich habe die Kernaussage des Artikels schon verstanden, und will den Aspekt auch gar nicht unter den Teppich kehren. Du kannst das ganze Thema der Daten aber nicht nur aus Sicht der Suchmaschinenverbesserung und auf die Sicht Googles beschränken. Da greift der Artikel einfach viel zu kurz. Das liest sich stellenweise wie eine Werbebroschüre für Google, nicht wie ein sachlich recherchierter Artikel. Bauchgefühl ist einfach kein Argument.
Was die sinnvollen Suchergebnisse angeht: Ich höre das mittlerweile von immer mehr Bekannten, dass die nur noch auf Linkportale und Schrott weitergeleitet werden, ich kriege allerdings in den allermeisten Fällen genau das was ich suche. Also entweder mangelt es an der Suchwortqualität oder du hast dein Google "kaputttrainiert" :P
Tja, schon seltsam, oder? Bin also nicht nur ich dem das auffällt. Bei einem falschen Suchwort würde ich erwarten dass die passenden Suchergebnisse zu diesem falschen Suchwort auftauchen. Und Kaputttrainieren ginge ja nur wenn die Daten explizit mit mir verknüpft wären :)

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 12:16
von BeRsErKeR
Ich weiß nicht ob sich diese Diskussion lohnt. Ich finde, wer im Internet irgendwas von sich preisgibt und sei es nur durch Suchen (was einem Erfragen gleichkommt), dann muss er damit rechnen, dass diese Informationen halt auch anderen zugänglich sind.

Das war doch vor 100 Jahren nicht anders. Wenn ich da irgendwelche Leute gefragt habe, wo ich was finde, dann konnten die genauso gut rumerzählen dass ich etwas bestimmtes suche, mich für etwas bestimmtes interessiere usw. Und war das gegen das Gesetz? Ich find das einfach nur albern. Wer etwas zu verbergen hat, der soll es für sich behalten oder mit Leuten drüber reden, denen er vertraut. Niemand ist gezwungen Google zu nutzen oder das Internet überhaupt (jedenfalls nicht privat).

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 12:40
von simbad
Ich habe den Artikel nicht wirklich zu Ende gelesen, weil er hervorragende Verharmlosungspropaganda ist.
Es ist einfach mal völlig egal ob google eine "Datenbank" verwendet oder Papier und Bleistift. Google verfügt wahrscheinlich über die größte Datensammlung des Internets schlechthin. Selbst f-book dürfte da noch nicht rankommen, zumal man davon ausgehen kann, das die Daten bei f-book parallel noch bei google irgendwo rumliegen.
Google betreibt klassisches Data-Mining, so wie es Banken und Versicherungen mit ihren Kundendaten auch mache, nur eben in einem grösseren Stil.
Durch die Schaffung neuer Dienste neben der Suchmaschine stellt google einfach ein paar weitere Töpfe auf, in die der Internet-Nutzer seine Daten ablegen kann. Man hat eben erkannt, das der gemeine Internet-Nutzer verhältnismässig bereitwillig seine Daten preisgibt, solange man ihm nur verspricht, das man ja nichts böses damit macht, das steht ja auch in den AGBs, und man ihm einen Vorteil bietet, den andere Datentopf Anbieter nicht anbieten können.
Grundsätzlich ist es kein Problem Datenbestände, auch wenn sie aus unterschiedlichen Quellen stammen, z.B. google Suchmaschine und google+, miteinander zu verknüpfen. Das ist das, was die Data-Mining Ingenieure bei Banken und Versicherungen den lieben langen Tag machen. Folglich ist jede Verharmlosung eines Datenbestands in den Größenordnungen von f-book und google nichts anderes als Propaganda.

Ich nutze google als Suchmaschine und bin mir darüber im klaren, das die fleissig Infos über mich sammeln. Da es in einigen Bereichen wenig bis keine Alternativen gibt, habe ich mich entschieden dieses Risiko einzugehen. Darüber hinaus vermeide ich jeden Kontakt mit google Diensten. Die haben schon genug von mir gespeichert. F-Book und Zwitscher kriegen mich eh nicht, weil ich auch so schon mit ausreichend Datenmüll zugeworfen werde.

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 12:59
von Tiles
Also wenn das Kind mal in den Brunnen gefallen ist nutzt das Jammern nichts mehr. Deswegen wehret den Anfängen. Das betrifft jetzt nicht speziell Google, sondern eigentlich alle Bereiche in denen Daten gesammelt und ausgewertet werden. Das Doofe ist halt das Internet vergisst nichts.

Es geht nicht darum was zu verbergen. Es geht darum wie transparent wir alle wirklich sein wollen. Wie angreifbar zum Beispiel für jemanden mit dem du in Streit geraten bist. Rufmord und Mobbing im Internet ist inzwischen gar nicht so selten. Und Facebookdaten sind da ein gefundenes Fressen. Wie einschätzbar für politische Spinner. Nicht dass da plötzlich ein paar nette Leute mit Springestiefeln vor der Tür stehen. Wie einschätzbar für deinen Arbeitgeber. Stichwort Vollsuffbilder oder ähnlich peinliches. Da kann dir schnell mal ein Alkoholiker angedichtet werden. Wie einschätzbar und verwaltbar für die Wirtschaft. Wohnst du im falschen Stadtviertel bekommst du heute schon keinen Kredit mehr oder zahlst höhere Versicherungsprämien. Wie einschätzbar und verwaltbar für die Politik. Das kann dann gleich mal sehr schnell gesundheitsschädlich werden. Und wie schnell das gehen kann von Demokratie zu Totalitär hat man ja an Ungarn gesehen. Da gibts jetzt lauter glückliche Reporter.

Nur um mal ein zwei Beispiele zu nennen. Also ich finde schon dass die Diskussion wichtig ist :)

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 14:23
von BeRsErKeR
Tiles hat geschrieben:Wie angreifbar zum Beispiel für jemanden mit dem du in Streit geraten bist. Rufmord und Mobbing im Internet ist inzwischen gar nicht so selten. Und Facebookdaten sind da ein gefundenes Fressen.
Mobbing und Rufmord gibt es außerhalb des Internets genauso und wahrscheinlich wesentlich häufiger. Ich finde es viel schlimmer, dass durch die Anonymität im Internet Leute kaum noch Hemmungen haben und sowas wie Respekt nur noch selten existiert. In der realen Welt muss man auch mit Kritik, Konfrontationen usw zurecht kommen, wieso nicht auch im Internet?
Tiles hat geschrieben:Wie einschätzbar für politische Spinner. Nicht dass da plötzlich ein paar nette Leute mit Springestiefeln vor der Tür stehen.
Das ist doch ziemlich überzogen. Zumindest im heutigen Deutschland ist das mehr als unwahrscheinlich. Außerdem kann dir das außerhalb des Internets genauso passieren.
Tiles hat geschrieben:Wie einschätzbar für deinen Arbeitgeber. Stichwort Vollsuffbilder oder ähnlich peinliches. Da kann dir schnell mal ein Alkoholiker angedichtet werden.
Wer sowas ins Netz stellt ist selber Schuld. Wenn es Freunde machen, sollte man überlegen ob es wirklich Freunde sind. Das wäre genauso als wenn ich diese Fotos in einer bestimmten Einrichtung aufhänge und irgendwann mein Arbeitgeber die Fotos dort sieht oder es ihm durch Mundpropaganda mitgeteilt wird. Wieso ist das also im Internet auf einmal so viel anders? All diese Dinge sind nicht auf das Internet beschränkt, aber scheinbar wird nur da so vehement gegen protestiert. Schon komisch.
Tiles hat geschrieben:Wie einschätzbar und verwaltbar für die Wirtschaft. Wohnst du im falschen Stadtviertel bekommst du heute schon keinen Kredit mehr oder zahlst höhere Versicherungsprämien.
Das ist eher ein menschliches bzw. soziales Problem. Genausogut könnte eine Bank dir den Kredit verwähren wenn du dunkle Haut hast. Ich sehe das Problem darin, dass viele Menschen einfach scheiße sind und nicht darin, dass Google das weitergibt. In was für einem Land leben wir denn, wenn wir nicht sein dürfen wie wir möchten und unsere Identität und unser Leben rechtfertigen oder sogar verbergen müssen? Darüber sollte man sich Gedanken machen und nicht um Google.

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 14:55
von Tiles
Mobbing und Rufmord gibt es außerhalb des Internets genauso und wahrscheinlich wesentlich häufiger. Ich finde es viel schlimmer, dass durch die Anonymität im Internet Leute kaum noch Hemmungen haben und sowas wie Respekt nur noch selten existiert. In der realen Welt muss man auch mit Kritik, Konfrontationen usw zurecht kommen, wieso nicht auch im Internet?
Da hast du natürlich recht. Nur ist die Dimension im Internet eine andere.
Das ist doch ziemlich überzogen. Zumindest im heutigen Deutschland ist das mehr als unwahrscheinlich.
So überzogen ist das gar nicht. Deswegen habe ich ja das Beispiel Ungarn gebracht. Da sieht man wie schnell sowas gehen kann. Was im heutigen Deutschland schon passiert sind so nette Sachen wie Einschüchterung und zusammenschlagen von Dissidenten. Noch gar nicht so lang her dass unser Aussenminister gesagt hat er wird das nicht weiter dulden. Das waren aber zugegebenermassen Geheimdienstleute und keine Rechtsradikalen. Politisch motiviert wars aber. Und wie haben sie die Dissidenten gefunden? Internet machts möglich ...
Das ist eher ein menschliches bzw. soziales Problem. Genausogut könnte eine Bank dir den Kredit verwähren wenn du dunkle Haut hast
Und diese Diskriminierung ist per Gesetz verboten und einklagbar. Aus gutem Grund.
Wer sowas ins Netz stellt ist selber Schuld.
Genau da fängt die Problematik an. Vieles wird eben nicht selber reingestellt. Oder es wird reingestellt und durch falsche Sicherheitssettings oder auch durch Datenverknüpfung oder Datendiebstahl gelangt es dann in falsche Hände. Oder du hast es vor Jahren reingestellt, schon lang wieder entsorgt, denkst gar nicht mehr dran, es steht aber immer noch in einer Wayback Maschine. Das Internet vergisst nichts.

Der Kernpunkt ist, wieso soll im Internet nicht das gleiche Recht gelten wie im realen Leben? Im realen Leben hast du ein Recht darauf über deine Daten zu verfügen, das Recht auf informelle Selbstbestimmung. Ich sehe nicht ein wieso das im Internet anders sein sollte. Gerade weil die Menschen eben scheisse sind, und es denen das Internet so einfach macht gehört sowas geregelt.

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 15:33
von BeRsErKeR
Tiles hat geschrieben:
Das ist eher ein menschliches bzw. soziales Problem. Genausogut könnte eine Bank dir den Kredit verwähren wenn du dunkle Haut hast
Und diese Diskriminierung ist per Gesetz verboten und einklagbar. Aus gutem Grund.
Und wieso ist es ok wenn man aufgrund seiner Wohngegend keinen Kredit bekommt? Für mich macht das keinen Unterschied. Diskriminierung ist Diskriminierung. Die Frage ist doch eher was so schlimm daran ist, dass Google die Information über deinen Wohnort weitergibt, wenn es egal ist wo du wohnst? Es ist in dieser Hinsicht nicht schlimm dass jeder wissen kann wo du wohnst, sondern dass dein Wohnort überhaupt eine Rolle spielt. Wenn sich eine Bank weigert dir einen Kredit zu geben nur weil du in einem bestimmten Stadtteil oder Ort wohnst, dann ist das Diskriminierung und hat nichts mit Google zu tun. Und das sollte genauso verboten sein per Gesetz. Hat aber wie gesagt nicht wirklich was mit Google und Co zu tun.
Tiles hat geschrieben:
Wer sowas ins Netz stellt ist selber Schuld.
Genau da fängt die Problematik an. Vieles wird eben nicht selber reingestellt. Oder es wird reingestellt und durch falsche Sicherheitssettings oder auch durch Datenverknüpfung oder Datendiebstahl gelangt es dann in falsche Hände. Oder du hast es vor Jahren reingestellt, schon lang wieder entsorgt, denkst gar nicht mehr dran, es steht aber immer noch in einer Wayback Maschine. Das Internet vergisst nichts.
Ja aber du musst auch außerhalb des Internets vorsichtig mit deinen Daten umgehen. Wenn ein Freund ein Foto macht kann er theoretisch damit auch die Straßen zupflastern. Es ist einfach nur ein anderes Medium, die Möglichkeiten und Risiken existieren jedoch genauso gut auch ohne Internet. Nur wird das Internet halt sehr viel häufiger dafür benutzt. Womit wir zu deiner nächsten Aussage kommen ...

Tiles hat geschrieben:Der Kernpunkt ist, wieso soll im Internet nicht das gleiche Recht gelten wie im realen Leben? Im realen Leben hast du ein Recht darauf über deine Daten zu verfügen, das Recht auf informelle Selbstbestimmung. Ich sehe nicht ein wieso das im Internet anders sein sollte. Gerade weil die Menschen eben scheisse sind, und es denen das Internet so einfach macht gehört sowas geregelt.
Das sehe ich doch genauso. Es sollte ein Gesetzt geben, welches sowohl Internet als auch alle anderen Medien umfasst.

Allerdings gibst du Google und Co ja freiwillig deine Daten indem du ihren Service benutzt. Im Fall von Google deine Interessen. Im Fall von Facebook alles Mögliche. Ich sehe hier keinen Gesetzes-Verstoß auch nicht in Hinblick auf die derzeit geltenden Rechte in Hinblick auf Datenschutz und Selbstbestimmung. Ich kenne Leute, die sind nirgends im Internet auffindbar, ihr Name taucht nicht einmal bei einer Google-Suche auf.

Wenn ich mich im realen Leben z.B. bei einem Verein anmelde, dann erfasst der Verein auch einige Daten von mir. Wenn ich irgendwo in einer öffentlichen Einrichtung (als solche sehe ich auch Facebook usw) mein Tagebuch hinlege und Fotos reinpacke, dann hat da auch jeder Zugriff. Für mich ist das nichts anderes. Wozu ist denn Facebook, wenn nicht zur Selbstdarstellung und Präsentation? Wenn ich mich mit Freunden unterhalten will dann kann ich ICQ und dergleichen nutzen und gebe meine Daten nicht preis da ich anonym sein kann. Facebook, Twitter, Blogs usw sind doch gerade dazu da Informationen preis zu geben. Ein Blog ist ja sogar eine Art elektronisches Tagebuch. Wenn man sein normales Tagebuch offenlegt sind die Informationen doch genauso bekannt.

Ich verstehe die Erwartungshaltung einfach nicht. Ich bin mir doch, wenn ich solche Dienste nutze, darüber im Klaren dass ich Informationen preis gebe. Und keiner der Dienste wirbt damit dass er alles streng vertraulich behandelt. Wenn er wirklich alles vertraulich behandeln würde, könnte man keine Informationen austauschen.

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 18:44
von Tiles
Und wieso ist es ok wenn man aufgrund seiner Wohngegend keinen Kredit bekommt? Für mich macht das keinen Unterschied. Diskriminierung ist Diskriminierung.
Isses nich. Da sind wir uns doch einig :)
Die Frage ist doch eher was so schlimm daran ist, dass Google die Information über deinen Wohnort weitergibt
Das ist quasi das Einbruchswerkzeug das den "Bruch" erst ermöglicht.
Allerdings gibst du Google und Co ja freiwillig deine Daten indem du ihren Service benutzt. Im Fall von Google deine Interessen. Im Fall von Facebook alles Mögliche. Ich sehe hier keinen Gesetzes-Verstoß auch nicht in Hinblick auf die derzeit geltenden Rechte in Hinblick auf Datenschutz und Selbstbestimmung. Ich kenne Leute, die sind nirgends im Internet auffindbar, ihr Name taucht nicht einmal bei einer Google-Suche auf.
Wir liegen gar nicht so weit auseinander. Bei dem Punkt hier werden wir uns aber wohl nicht so schnell einig. Es ist ja nicht alles freiwillig was Google oder Facebook da von uns erhebt. Es ist auch vieles quasi erschlichen, Stichwort Youtube versus Google Account. Legal aber sehr unschön. Gar nicht mehr schön wirds wenn diese Dienste gegen geltendes lokales Recht verstossen. Und das tun sowohl Google als auch Facebook. Und viele weitere Suchmaschinen und soziale Netzwerke.

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 14.03.2012, 23:53
von Jonathan
joggel hat geschrieben: Aber über JavaScript, das würde ich doch mitbekommen. Da müsste doch bei mir eine Java-Anwendung starten, oder nicht?
Probiers aus:
http://de.selfhtml.org/javascript/objekte/screen.htm

Wegen sowas hab ich das NoScript Addon installiert.

Zum Datensammeln: Ist das immer schlecht? Ich meine, die Daten werden benutzt, um passende Werbung anzuzeigen und den Service zu verbessern. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da suchte ich einen Wikipediaartikel und hab ihn nicht gefunden, der selbe Begriff bei Google lieferte als ersten Treffer die Wikipediaseite die ich suchte (die aber einen anderen Namen hatte).
Und naja, natürlich ist Werbung nur dafür da, mir Sachen zu verkaufen. Andererseits will ich ja auch Sachen kaufen, wofür verdiene ich sonst Geld? Ab und zu lohnt sich Werbung echt, weil man auf Dinge kommt, an die man nicht gedacht hätte, den Kauf aber im Nachhinein nicht bereut.

Oder Google Maps. Bekommt all meine GPS Daten übermittelt. Sauerei, eigentlich. Andererseits haben die damit automatisch super Verkehrsinfos, wissen alleine anhand der Geschwindigkeit, wo Baustellen sind. Die Vorhersage, wie lange die Fahrt dauert, war bei mir erstaunlich genau, dank vieler Daten, die Ausgewertet werden. Die müssen nicht einmal mehr neue Straßen selbst einmessen, weil sie alle Änderungen aus den GPS Daten der Kunden kriegen. Und dann zusammen mit dem riesigen POI Verzeichnis, wird die Sache noch besser. Klar ist es erschreckend effektive Werbung, wenn mir die nächste Pizzeria angezeigt wird. Aber vielleicht will ich ja gerade Pizza Essen, und bin froh, wenn ich eine in der Nähe finde. Ich möchte konsumieren, Google hilft mir dabei. So gesehen gewinnen alle.

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 16.03.2012, 13:52
von Artificial Mind
[youtube]TDbrX5U75dk[/youtube]
Microsoft vs. Google, einfach nur unterhaltsam :)

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 16.03.2012, 15:40
von Alexander Kornrumpf
Ich wollte erst einen Aufsatz dazu schreiben, aber im Prinzip ist es doch ganz einfach. Wie es in dem Video auch heißt, Google macht ein Geschäft. Wir kennen das Geschäftsmodell auch ziemlich gut und niemand wird mit vorgehaltener Waffe gezwungen da mitzumachen. Wenn ich meinem Nachbarn nen Briefkastenschlüssel gebe und ihm erlaube meine gesamte Post zu lesen, schreit auch keiner dass das gesetzlich verboten ist.

Die Search Engine wird ein Sonderfall bleiben, weil niemand ernsthaft behaupten kann darauf verzichten zu können. Ja ist ein Problem. Solange die IPs noch hin und wieder wechseln aber zu vernachlässigen.

Zu allen anderen Diensten, die Google so anbietet gibt es Alternativen. Die sind mal teuer, mal etwas unpraktischer und mal einfach nicht ganz so gut, aber das wäre der Preis den man dann ggf. für privacy bezahlen müsste. Tut nur halt keiner, stattdessen schreien wir nach dem Gesetzgeber oder was? Wo das hinführt kann man ja sehen. Was man sich allein an Datenschutzdiskussionen sparen könnte, wenn sich Public Key Encryption mal flächendeckend durchsetzen würde. Stattdessen haben wir jetzt so ein lächerliches Produkt wie den Ex-Post Brief. Darüber könnt ich mich stundenlang aufregen, aber das wollt ihr vermutlich auch nicht.

Re: Warum Google gar nicht so böse ist

Verfasst: 16.03.2012, 18:47
von Artificial Mind
Alexander Kornrumpf hat geschrieben:Zu allen anderen Diensten, die Google so anbietet gibt es Alternativen. Die sind mal teuer, mal etwas unpraktischer und mal einfach nicht ganz so gut, aber das wäre der Preis den man dann ggf. für privacy bezahlen müsste. Tut nur halt keiner, stattdessen schreien wir nach dem Gesetzgeber oder was? Wo das hinführt kann man ja sehen.
Das ist genau wie die Döner-Gammer-Fleisch-Skandale. Alle schreien sie, das soetwas ja nicht angehen kann, aber mehr als 2,50€ pro Döner wollen sie nicht bezahlen. Kein Wunder, das _irgendwo_ Abstriche gemacht werden müssen. Bei Google-Produkten ist es eben Privacy.

Ein Blogeintrag, der auch gut zum Thema passt, ist folgender: http://blogs.msdn.com/b/jw_on_tech/arch ... oogle.aspx
Ist von jemanden verfasst, der bei Microsoft gearbeitet hat, zu Google gewechselt ist und jetzt nach einigen Jahren wieder zu Microsoft zurück. Interessant finde ich daran, dass er Facebook ein wenig die Schuld gibt. Seine Hauptthese imho ist, dass durch Facebook die Werbeeinnahmen von Google gefährdet sind, weil Facebook ja viel besser die Interessen seiner "Kunden" (aka Nutzer, aka "das Produkt") kennt und somit besser Werbung anzeigen kann. Damit ist erst die ganze Google+-Aktion losgegangen und die komplette cross-Verlinkung der Services, inklusive Youtube. Und das Arbeitsklima hat wohl auch sehr darunter gelitten, weswegen besagter Autor zurück gewechselt ist. Ganz neues Licht (für mich jedenfalls).