Sehr interessante Diskussion. Ich wollte mich eigentlich schon früher einschalten, bin dann aber nicht dazu gekommen und jetzt gibt es schon so vieles, dass man gar nicht mehr auf alles eingehen kann. Aber zumindest über eine Sache (die nur ganz kurz angerissen wurde), will ich doch noch etwas schreiben.
Ich finde es zentral, dass man zwischen dem
starken und schwachen Problem des Bewusstseins unterscheidet (oder nennen wir es hier einfach mal starkes und schwaches Bewusstsein).
Schwaches Bewusstsein bedeutet, dass man über sich selber nachdenken und reflektieren kann. Und auch zentrale Teile des Weltbildes, etwa das oben erwähnte Problem, was diese Gedanken eigentlich sind. Es ist das was eine Persönlichkeit, ein Gegenüber ausmacht.
Starkes Bewusstsein ist hingegen das subjektive Empfinden (ich glaube, man nennt das Qualia, wenn man klug ist). Es ist der Grund, weswegen ich ich bin, und niemand anderes. Das, was ich bei anderen Menschen nur annehmen oder vermuten, aber niemals beweisen kann. Und starkes Bewusstsein muss gar nichts mit Weltbild oder Intelligenz zu tun haben, ich kann total zugedröhnt in der Ecke liegen, so dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann, aber trotzdem empfinde ich ja in diesem Moment etwas.
Die Unterscheidung finde ich wichtig, denn ganz oft (und mehrmals auch hier), stellt man Fragen über das starke Bewusstsein und gleitet dann in den Antworten direkt in das schwache Bewusstsein ab. Und weil es zwei fundamental unterschiedliche Probleme sind, bleibt dabei sehr viel ungelöst.
Meine Überzeugung ist, dass starkes Bewusstsein durch ein materialistisches Weltbild nicht erklärt werden kann. Mit Materialismus meine ich jetzt alles, was durch die Physik / Naturwissenschaften erklärt werden kann. Naturwissenschaft ist ja letztendlich nichts anderes, als formale Gesetze (Modelle) zu sich wiederholenden Beobachtungen zu finden.
Für mich ist Materialismus inhärent objektiv, Subjektivität hat dort keinen Platz. In dem Sinne sind meine Gedanken und Gefühle subjektiv (nur ich habe sie), aber deine Gedanken sind objektiv - ein irgendwie repräsentierter Zustand deines Gehirns, den jeder nachvollziehen könnte, hätte man bloß ausreichendes Verständnis und Messtechnik für Gehirne. Aber nur du kannst ihn fühlen. (Insofern sind meine Gedanken dann eigentlich subjektiv und objektiv).
Ein Weltbild in dem jeder schwaches Bewusstsein hat, aber niemand starkes Bewusstsein, ist leicht vorstellbar: Ich muss ja nur die Welt ohne mich selber betrachten. Ich selber bin das einzige Indiz für starkes Bewusstsein. Oder (um den zuvor hier erwähnten, sehr netten, Begriff zu verwenden): Jeder Mensch außer mir ist von einem philosophischen Zombie unmöglich zu unterscheiden.
Auf die Frage, ob eine KI Bewusstsein erlangen kann würde ich dann antworten, dass zumindest schwaches Bewusstsein vorstellbar erscheint, starkes Bewusstsein aber prinzipiell nicht nachprüfbar ist. Ich meine, selbst wenn es irgendeine komische Technik gäbe um in das Bewusstsein eines anderen Menschen einzutauchen, dann wäre es ja immer noch ich, der das fühlt. Man kann Subjektivität nur aus der Ich-Perspektive erleben.
Zu dem Teleportationsproblem noch: Es gibt diesen schönen Film Prestige (basierend auf dem Buch Das Kabinett des Magiers) in dem ein Magier sich 'transportiert' indem er an Zielort eine Kopie von sich erzeugt. Beim ersten Versuch stehen sich dann beide gegenüber und ihnen wird klar, dass nur einer weiterleben kann, also wird der eine vom anderen umgebracht. Das eröffnet die schwierige Frage, wer Ich überhaupt bin, und ob meine Kopie genauso lebt und fühlt und starkes Bewusstsein hat, wie ich.