Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

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starcow
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Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von starcow »

Ich wollte euch das schon länger fragen:

Wie vielleicht der eine oder andere von euch weiss, verdiene ich meine Brötchen damit, Mathematik zu unterrichten. Nichts verrücktes - die Dinge, die man idealerweise können sollte, bevors dann (ev.) weiter ins Studium geht. Nennt sich bei uns in der Schweiz "Matura" und entspricht dem Abi bei euch im Norden (und in Österreich?).

In der Schweiz hat nun die "Bildungsbehörde" beschlossen, dass das Fach "Informatik" künftig als Maturafach zu gelten hat. Der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest, aber dass es kommen wird, ist beschlossene Sache.

Da die Schulleitung von meiner Leidenschaft/Interesse/Ambitionen in Informatik und Elektrotechnik weiss, würde sie sich wünschen, dass ich diese Aufgabe in Zukunft übernehme - soll heissen, das Fach dann unterrichte (was mich sehr freut).
Man möchte gern jemand, der sich auch selbst wirklich für die Sache begeistert.

Es sind derzeit noch keine Richtlinien vorhanden, was die pflichtgeplagten Schülerinnen und Schüler einst alles können sollen - doch wollte ich ohnehin, unabhängig davon, von euch Experten eure Meinung dazu hören (sehr gerne).

Ich hatte damals, zu meiner Zeit, nie Informatik als Pflichtfach (weil zu alt - *heul*).
In Diskussionen habe ich aber oft gelesen, dass genau das falsche unterrichtet werde: Viel Trivia ("Klicken sie bitte hier - und dann dort!") und wenig handfestes.

Was versteht ihr unter "handfestem"?
Was wäre eurer Meinung nach wirklich wichtig?
Hätte es zu eurer Zeit vielleicht etwas gegeben, was euch speziell begeistert hätte?
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Mirror
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von Mirror »

Office und Pascal halte ich für Essential.
Hat den StormWizard 1.0 und 2.0 verbrochen. https://mirrorcad.com
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TomasRiker
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von TomasRiker »

Du könntest dir als Inspiration mal anschauen, was in Deutschland bezüglich Informatik auf den Lehrplänen steht, hier z. B. für Berlin. Ob das gut ist, ist eine andere Sache ...

Ich fände es gut, wenn die jungen Leute zumindest ansatzweise verstehen würden, wie ein Rechner funktioniert, wie das Internet funktioniert, welche Risiken es gibt etc., Algorithmen, Datenstrukturen und Programmieren natürlich auch. Trockene Dinge wie formale Sprachen und verschiedene Automaten würde ich eher vernachlässigen, dafür gibt's die Uni (oder nur im Leistungskurs). Aber vielleicht ein bisschen "teasern" mit Laufzeitkomplexität, anhand von praktischen Beispielen wie z. B. Sortierverfahren, und dass manche Dinge gar nicht berechnet werden können.

Mich selbst hat damals gestört, dass wir eine obskure Sprache namens ELAN gelernt haben, zu der man fast nichts finden konnte und zu der man außerhalb der Schul-PCs auch keinen Compiler/Interpreter fand. Ich hätte natürlich am liebsten Spiele programmiert. Heutzutage wäre sowas mit Unity realistisch machbar.
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kimmi
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von kimmi »

Ich stehe neben meinem Job noch der Lübecker TH als Tutor zur Verfügunng. Aus den gemachten Erfahrungen seit 2019 würde ich einen Grundlagen-Kurs in den folgenden Themen für hilfreich erachten:
- Grundlagen Mate Vektor/Matrix-Rechung: Ich darf jedes Semestr auf ein Neues erklären, wie man eine Matrix mit einem Vektor multipliziert, obwohl das als Grundlage für den Kurs gilt.
- Grundlagen prozeduale Programmierung (Schleifen, Algorithmik etc.)

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TomasRiker
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von TomasRiker »

Vektoren und Matrizen fände ich dann doch etwas speziell für einen allgemeinen Informatikkurs. Das lernen die Schüler ja ohnehin (zeitgleich?) im Mathekurs.

Natürlich haben wir hier alle irgendwie die 3D-Grafik/Spiele-Brille auf. Aber Informatik ist ja viel breiter.
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Chromanoid
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von Chromanoid »

edit: Ah Informatik als Pflichtfach. Das habe ich falsch verstanden.
Ich hatte Informatik als Abiturfach. Wir haben mit Delphi gearbeitet. Meine Facharbeit ging um eine Implementierung des Neocognitron und ein Buch über neuronale Netze.

Mein Lehrer Herr Modrow hat auch ein Buch zum Thema Informatik Didaktik geschrieben. Das ist allerdings schon etwas älter. Es gibt aber sicher einige Bücher dazu.

Wir haben auch das Lehrwerk von unserem Lehrer benutzt. Zum Beispiel haben wir eine DSL für L-Systeme und auch einen Schaltkreissimulator implementiert. Letzteres fand ich eine ziemlich gute Synthese aus Programmieren und Technik.

Ich denke am Ende sollten die Schüler eine Programmiersprache beherrschen. Theoretische und technische Konzepte wie O-Notation, Von-Neumann-Architektur, Korrektheitsbeweise, Netzwerkprotokolle usw. verstehen. In Anbetracht der aktuellen Geschehnisse sollten auch mit LLMs umgegangen werden und die Funktionsweise verstanden werden.

Du musst da ja zwei Schuljahre gestalten (?). Da würde ich mich an den entsprechenden bereits bestehenden Didaktik-Ideen orientieren.

Wenn Du berufsvorbereitend sein willst, könnte man noch Vorgehensmodelle der Softwareentwicklung, Cloud und Virtualisierung näher betrachten. Fürs Studium wären wahrscheinlich eher Sachen der theoretischen Informatik wichtig, da die ja häufig "Neck Breaker" sind.
Ich glaube da ist Informationssicherheit, Umgang mit wichtigen Konzepten wie Spreadsheets, Word Processor (Formatvorlagen!), Email, LLM und Wiki (markup Sprachen), rudimentäres Programmieren und allg. Verständnis zu SaaS, Cloud und Datenverarbeitung (insbesondere in Hinblick auf Ort der Datenverarbeitung) sinnvoll.

Ich fände auch gut eine Einheit zu digitaler Arbeitsorganisation mit Ticket-Systemen und anderer Groupware, das kann sicher schön in eine größere Projektarbeit integriert werden.

Und Konnektivität mit Internet, WLAN, VPN, NFC, RFID usw. ist sicher auch wichtig, auch damit man sich seinen Router einrichten und sicher damit umgehen kann.

oben habe ich KI ja schon mit LLM erwähnt, da sollte man vermutlich eine eigene Einheit machen, die typische Funktionsweisen, Möglichkeiten, Zukunft, Gefahren und Probleme beleuchtet.
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woodsmoke
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von woodsmoke »

CS50 Lectures 2020
Sehr oft empfohlener Kurs für ProgrammierAnfänger, vielleicht da was abschauen.

Für die meisten Berufe später ist mMn Excel bei weitem das Wichtigste. Und Phishing erkennen.
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von NytroX »

Leider schon lange her bei mir, aber der erste Satz in unserem damaligen Informatikkurs war:
"Wer denkt, dass wir hier was mit Office machen, ist hier falsch!"
Weiß nicht, ob das immer noch so ist. Aber die Frage ist: ist Informatik Produkt-spezifisch? Meiner Meinung nach nicht. Also alles wie Office, Groupware, usw. gehört für mich nicht dazu. Die unterliegende Technik mit IP, Port, Subnet, DNS, usw. schon (also man kann das durchaus mal praktisch am Einrichten eines WLANs oder so erklären).

Aus meiner Sicht gibt es 2 wichtige Ziele für einen Kurs in der Schule:
1) dass die Schüler sehen was Informatik ist, einen Einblick in die verschiedenen Bereiche bekommen, und sich später bei der Berufswahl entscheiden können
2) Security und Privacy, damit da das Wissen bei allen Usern wächst

zu 1) sollte breit gefächert sein.
Programmiert hatten wir damals einfach einen Roboter, der durch ein Labyrinth navigiert. Das ist einfach und keine richtige Programmiersprache, aber die Denkweise wird klar. Da merkt man schnell wer die Aufgaben lösen kann und wem das abstrakte Denken mit Algorithmen nicht so liegt.
An KI/LLMs und Cloud wird man wohl auch nicht mehr vorbei kommen, aber auch technische Themen wie Transistoren und Logik sollten dabei sein (Halbaddierer/Volladdierer usw).
Eventuell auch einen kleinen Teil Betriebssysteme, mit Hinblick auf "was ist ein Container?".
Quantencomputer und Verschlüsselung (incl. Tor) macht wahrscheinlich auch Sinn, Zero-Knowledge Proof usw.

zu 2)
So die Basics wären gut, damit man nicht gleich auf jeden Trick reinfällt. Ich bekomme heute noch Mails von Arbeitskollegen, die mir mit einer verschlüsselten Mail ein Passwort schicken, das dann aber in den Betreff schreiben (der ja nicht mit-verschlüsselt wird, falls ihrs auch nicht wisst ;-).
Oder ich kriege auch immer erzählt dass Dinge verschlüsselt sind. Auf meine Frage hin, wo denn der Schlüssel ist kommt dann meist raus: beim Hersteller - und das macht ja mal gar keinen Sinn... sowas sollte mal allgemeines Wissen werden.
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Jonathan
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von Jonathan »

Ich fände es gut, wenn vermittelt würde, wie Computer denken. Programmieren ist dann doch nochmal eine ganz andere und sehr strukturierte Denkweise. Diese Schildkröten oder Roboter Spielchen sind großartig um die Grundlagen zu vermitteln, also arithmetische Ausdrücke, sequenzielle Befehlsfolgen, Kontrollstrukturen und Funktionen.

Dann sollte es aber auch konkreter werden. Mit Python kann man ja beispielsweise super viel automatisieren, das kann man auch später im Alltag immer wieder gebrauchen. Viele Leute können ja so ein wenig Excel, aber eigentlich halte ich das in vielen Fällen für ein schlechtes und unübersichtliches Tool - Daten und Logik trennen macht es wiederverwendbarer und robuster. Ich will gar nicht wissen, in wie viele Spreadsheets sehr vermeidbare Flüchtigkeitsfehler stecken, die in sauber strukturierten Code viel eher hätten vermieden werden können.

Überhaupt würde ich einen Fokus auf "Dinge ordentlich machen" legen. Ich würde für eine ganze Weile keine LLMs erlauben, ansich sind sogar Klausuren mit handgeschriebenem Code gar nicht soo schlecht. Präzision ist wichtig, und Schüler müssen lernen, sich korrekt auszudrücken. Ich sehe das selbst in schlecht geschriebenen Aufsätzen in echten Sprachen (Deutsch, Englisch) immer wieder, dass da Wörter auf eine Art und Weise zu Sätzen kombiniert werden, die einfach falsch ist. Man kann leicht erraten, was der Autor sagen wollte, aber folgt man den grammatikalischen Regeln sagt der Satz einfach etwas anderes aus. Und ja, in 90% der Fällen versteht die andere Person das schon, und ebenso kann dementsprechend auch ein LLM oft die sinnvollste korrekte Bedeutung erraten, aber manchmal halt nicht, und wenn man sich dann nicht korrekt und präzise Ausdrücken kann, ist das sehr schlecht.

Ich benutze ab und zu mal reguläre Ausdrücke und halte die eigentlich mittlerweile für ein schreckliches Tool (weil sie einfach so komplett unlesbar sind, wenn man sie nicht täglich verwendet), aber, um strukturiertes Denken zu lernen sind die gar nicht so schlecht.

Und dann könnte man auch gleich noch irgendetwas in die Richtung von Latex machen, vielleicht sowas wie Typst. Damit Menschen lernen, wie man z.B. ein wiederverwendbares Layout erstellt. Ggf. sogar Dinge wie "Ich habe einen Ordner mit Urlaubsfotos von 2 Wochen, wähle daraus für jeden Tag dasjenige, das am ehesten um die Mittagszeit gemacht wurde, und erstelle eine PDF daraus", als eine Kombination von Typst und Python. Einfach, damit wirklich jeder mal gesehen hat, dass man monotone Dinge nicht von Hand tun muss, dass man vieles im Alltag automatisieren kann, wenn man das denn möchte. Sowas wird ja für viele im Studium auf sie zu kommen. Sowas wie Git könnte man auch gleich mit unterrichten, natürlich ist das erstmal kompliziert, aber wenn man sich ein bisschen daran gewöhnt, auf diese sehr strukturierte Art zu arbeiten, kriegt man davon viele Vorteile heraus.

Ich möchte mich gar nicht zu sehr auf spezifische Technologien festlegen, die 2 Hauptpunkte für mich wären wirklich: (1) Eine logische Denkweise kennen lernen und formal arbeiten können, und (2) die Kreativität zu fördern im Alltag selber mehr zu programmieren, anstatt alles von Hand zu machen. 1 ist natürlich Voraussetzung für 2, aber gerade 2 ist halt dieses wunderbare "ich will gerade mal dieses Problem lösen und lerne dafür schnell mal ein paar neue Dinge und benutze die dann einfach", das, wenn man es über ein paar Jahre immer nebenher macht, ganz großartige Problemlöser aus Leuten macht. Und davon brauchen wir glaube ich mehr.
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von Magister »

Es soll Informatik unterrichtet werden? Dann hauen sie als Mathematiker ab. Ihre Denkweise ist eine andere. Informatik benutzt wie auch Physik oder Chemie Mathe nur als Werkzeug. Ihr Mathetypen habt euch ja schon, wenn wir den Taschenrechner (da ist es schon Informatik) benutzen. Von Matheleuten wird erwartet ein Matheproblem zu lösen. Informatik ist Datenverarbeitung / Datenverknüpfung, Algos. EVA. Also um Verschlüsselungen zu knacken zu können. Müssen sie auch Denkweise analysieren können. Enigma. Deswegen hassen viele Informatiker.
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von Magister »

Ansonsten stinkt normales IT-Handbuch kaufen und da die Grundlagenseite durchgehen. Also nicht schon mit dem Programmieren an fangen, da dies schon Denkweisen sind. Also OOP, funktional, produzual sind verschiedene Denkweisen die hornalt sind. Aber was Bits und Byte, Eva ist, Datenverarbeitung, das ein PC nur Rechenwerk ist. Das sollten die Leute noch wissen. Eh sie mit der 300 Exceptionbehandlung um die Ecke kommen. KI nur Datenbewältigung ist. Etwas Mengenlehre (wir produzieren nur Untermengen, deshalb ist KI keine Gefahr). Logik (also AND, ODER). Verschlüsselung leicht geknackt werden kann, wenn sie dies Denkweisen kenne, daher noch Zufallselemente. IT-Sicherheit ganz einfach ist. Also was ist Information, ohne Signal wissen sie nix. Paar kleine Übungen wie 8..16.32..64..128.256... dann Programmieren da musste dann schon in der Schule die Wahlfreiheit anfangen. Da es ja auch oder IT-Bereichen behandeltn wie Systeme, Programmeren, Infrastruktur.
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starcow
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von starcow »

Ich danke euch sehr für die vielen hilfreichen und ausführlichen Ratschläge! War wirklich spannend zu lesen!

Es scheinen mir einige interessante Grundsatzfragen dabei zu sein - wie: Ob - und wenn ja - in welchem Umfang reines "Anwenderwissen" (z.B. Office) vermittelt werden sollte. Wie ihr ja anmerkt, dürfte das "nach harter Definition" eigentlich nicht mehr in den Fachbereich Informatik fallen - hat aber eine nicht unbedeutende praktische Relevanz im späteren Alltag der Meisten.

Eine weitere Frage dieser Art: Wie viel "rein" theoretisches Wissen, wieviel ergänzende Mathematik (mit Bezug zur Informatik). Einerseits vom Anspruch und Abstraktion wohl eher was fürs Studium - andererseits, möglicherweise eine wertvolle Hilfestellung und Vorbereitung für ein späteres Studium dieser Art.

Die Themen Rechnerarchitektur, Programmieren und Netzwerke (Internet) scheinen mir ganz grundsätzlich sehr zentral - damit das Publikum im Minimum zumindest irgendwie eine vage Vorstellung davon bekommt, wie sowas überhaupt funktionieren kann. Meiner Erfahrung nach können solche Einblicke auch ganz wesentlich dazu Beitragen, eine Sache "für sich zu entdecken" - was ich immer grossartig finde.
(Ich stelle in den unterschiedlichen Klassen immer wieder fest, dass sich ein nicht unerheblicher Teil eigentlich für (rein) gar nichts interessiert. War das früher mal anders? ).

Magister hat geschrieben: 09.01.2025, 00:52 Es soll Informatik unterrichtet werden? Dann hauen sie als Mathematiker ab. Ihre Denkweise ist eine andere.
Magister hat geschrieben: 09.01.2025, 00:52 Ihr Mathetypen habt euch ja schon, wenn wir den Taschenrechner (da ist es schon Informatik) benutzen. Von Matheleuten wird erwartet ein Matheproblem zu lösen.
Naja - das war jetzt nicht in der gewohnt herzlichen Art, wie ich sie sonst kenne.

War das dein Ernst? Wenn ja, fällt es mir grad schwer, deine Aggression nachzuvollziehen. Gibts da einen Grund?
Ich studiere Elektrotechnik / Informatik - deinem Ratschlag "abzuhauen" wäre ich aber auch nicht gefolgt, wenn ich Mathematik studiert hätte.
Für mich persönlich gehören diese Dinge sowieso zusammen. Ich verstehe nicht, wieso du das gegeneinander auszuspielen versuchst. Das macht keinen Sinn. Man kann eine Leidenschaft für beides haben - was ja auch oft der Fall ist.
... Immerhin hast du mich "ge-sie'zt" ;-)
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von Magister »

Das ist das Problem herzlich gewohnte Art. Also eine Erwartungshaltung, als Seelsorger priesterlicher Art zeigen sie schon die Tendenz einer Geistesstörung, da es Kunstfreiheit, freie Entfaltung etc. gibt und Lehre als desktruktiv eingestuft sind. Also hier zeigen sie schon als Mathelehrer eine Hochnäsigkeit gegenüber Experten etc. pp. Was herzlich ist... ist nicht definiert, also ihre Heulerei ist es nicht. Sprachfreiheit etc. pp sowas kennen sie gar nicht. Also sie zeigen shcon eine Hassform. Bildung ist das Gegenmittel zu Nazi.

Ich bin grad Doktorebene. Sie sind Pädagöge der es nur gelernt hat eine bestimmte Lehrmeinung durchzudrücken. Sie werden kaum beachtet.
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Chromanoid
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von Chromanoid »

Ich kann gerade nicht moderieren, weil ich am Arbeitsplatz bin. Ich habe Dich, Magister, erst mal verwarnt. Ich weiß noch nicht, wie das weiter geht.
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von Alexander Kornrumpf »

Wird es da nicht sowieso einen offiziellen Lehrplan geben an den du dich wirst halten müssen?

Ich vermute das Ziel wird eher sein, Schüler*innen insgesamt besser auf eine Welt vorzubereiten, in der "alles" mit Computern zu tun hat, und nicht so sehr, ein Informatikstudium vorwegzugreifen.
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Jonathan
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von Jonathan »

starcow hat geschrieben: 09.01.2025, 09:53 Es scheinen mir einige interessante Grundsatzfragen dabei zu sein - wie: Ob - und wenn ja - in welchem Umfang reines "Anwenderwissen" (z.B. Office) vermittelt werden sollte. Wie ihr ja anmerkt, dürfte das "nach harter Definition" eigentlich nicht mehr in den Fachbereich Informatik fallen - hat aber eine nicht unbedeutende praktische Relevanz im späteren Alltag der Meisten.
Hmm, ich denke, ich würde das behandeln wie andere Grundlagen. Dokumente muss man ja auch irgendwann in anderen Fächern, wenn man z.B. Projektarbeiten macht. Wenn man im Physikunterricht als Hausaufgabe ein Experiment beschreiben soll, ist es ja gar nicht schlecht, das gleich digital zu tun. Ob jetzt MS Office, irgendeine Freeware, LaTeX, oder gar HTML oder halt irgendein Notizprogramm auf deinem Table, dass dann an das Klassen-Smartboard angeschlossen wird (ist sowas jetzt Alltag? War lange nicht mehr in der Schule) ist ja erstmal egal, aber jeder sollte Text mit Überschriften und Stichpunkten und Bildern zustande bringen und mit anderen Teilen können. Spätestens wenn man nach der Schule Bewerbungen schreiben will, braucht das auch jeder Brötchenbäcker der danach nix mehr mit PCs zu tun haben wird (wobei das heute vermutlich auch nicht mehr stimmt).

Die Grundlagen da sind aber ja nicht sonderlich schwer und man braucht sicherlich kein Extra Fach dafür. Was Überschriften und Stichpunkte sind lernt man im Deutschunterricht (wir hatten damals die verschiedenen Arten von Zeitungsartikel durchgenommen ;) ), wie man aus 5 Zahlen ein Balkendiagramm machen kann dann halt in Mathe oder Physik, quasi nebenher.

Informatik als Fach kann man dann ähnlich wie Erdkunde sehen: Braucht nicht nicht unbedingt, aber es schadet halt nichts, die Welt um sich herum etwas zu verstehen.

Noch ein schönes Beispiel zu dem was ich in meinem vorherigen Post geschrieben habe: Ein Student hat mir erst gestern ein Fortschrittsvideo von seinem Projekt geschickt. Mit dem Handy vom Bildschirm abgefilmt. Das sah dann entsprechend aus. Man hätte mit weniger Aufwand ein deutlich besseres Ergebnis erzielt, hätte man ein Tool wie ShareX verwendet. Eine Tastenkombination zum Aufzeichnen, mit eine Tastenkombination zum einfügen, einmal Enter zum Abschicken, fertig. Da fehlt einfach die Denkweise, dass man ja, bei Dingen die man eh ständig tun muss, vielleicht einmal mal ein wenig Zeit investieren könnte um dann eine vernünftige Lösung zu finden. Über die Zeit baut man sich so einen Werkzeugkasten zusammen, der dann auch entsprechend hilft, neue Probleme schneller effizient zu lösen, weil man ganz viel hat, worauf man zurückgreifen kann.
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von starcow »

Alexander Kornrumpf hat geschrieben: 09.01.2025, 12:01 Wird es da nicht sowieso einen offiziellen Lehrplan geben an den du dich wirst halten müssen?
Ja, genau. Es werden wohl in den kommenden Monanten (Jahre?) offizielle Lernziele bekannt gegeben, dazu eine 0-Serie Prüfungen, damit man sehen kann, was später einmal erwartet wird. Üblicherweise lassen die Lernziele einen gewissen Spielraum - für Vertiefungen und oder Ergänzungen.

Jonathan hat geschrieben: 09.01.2025, 13:52 ... Da fehlt einfach die Denkweise, dass man ja, bei Dingen die man eh ständig tun muss, vielleicht einmal mal ein wenig Zeit investieren könnte um dann eine vernünftige Lösung zu finden. Über die Zeit baut man sich so einen Werkzeugkasten zusammen, der dann auch entsprechend hilft, neue Probleme schneller effizient zu lösen, weil man ganz viel hat, worauf man zurückgreifen kann.
Guter Punkt, ich weiss was du meinst! Ich hab den Eindruck, ich mache wohl auch heute noch zu viele Dinge zu umständlich (jedenfalls fühlt es sich manchmal so an!) :-X

Magister hat geschrieben: 09.01.2025, 10:21 Das ist das Problem herzlich gewohnte Art. Also eine Erwartungshaltung, als Seelsorger priesterlicher Art zeigen sie schon die Tendenz einer Geistesstörung, da es Kunstfreiheit, freie Entfaltung etc. gibt und Lehre als desktruktiv eingestuft sind. Also hier zeigen sie schon als Mathelehrer eine Hochnäsigkeit gegenüber Experten etc. pp. Was herzlich ist... ist nicht definiert, also ihre Heulerei ist es nicht. Sprachfreiheit etc. pp sowas kennen sie gar nicht. Also sie zeigen shcon eine Hassform. Bildung ist das Gegenmittel zu Nazi.

Ich bin grad Doktorebene. Sie sind Pädagöge der es nur gelernt hat eine bestimmte Lehrmeinung durchzudrücken. Sie werden kaum beachtet.
Du willst mir jetzt einfach den Tag vermiesen oder warum versuchst du mir den Auspuff zuzugibsen?

Beim Lesen deines Post schwanke ich zwischen Ungläubigkeit, Verblüffung und Betroffenheit.
Was habe ich dir denn Zuleide getan, dass du so mit Gemeinheiten auf mich einzudreschen versuchst?

Ich sagte doch, dass ich Elektrotechnik / Informatik studiere - und nicht das ich ausgebildeter Mathematiker wäre. Ich sehe mich auch nicht als Pädagoge. Ich sehe mich hinsichtlich dieser Arbeit eher als eine Art "Mathe-Coach", der den Schlülerinnen und Schülern versucht die Mathe beizubringen, die sie später vielleicht auch mal tatsächlich brauchen können (zumindest an der Prüfung werden sie sie brauchen). Und ich versuche sie dafür zu begeistern, indem ich mit Bereichen aus der Technik daran anknüpfe (Computer!). Ich wüsste nicht, was ich da als "Lehrmeinung" durchdrücken könnte.

Wenn mein Post irgendwie "hochnäsig" rübergekommen sein sollte, tut mir das sehr Leid! Ich wüsste nicht wo und warum, das so gewirkt haben könnte.
Magister hat geschrieben: 09.01.2025, 10:21 Sie werden kaum beachtet.
Na dann danke, sehr charmant!
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von TomasRiker »

Da hatte wohl jemand einen ganz furchtbaren Mathelehrer ...
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Re: Informatik als Matura/Abitur-Fach - wie würdet es ihr halten

Beitrag von Bird »

starcow hat geschrieben: 09.01.2025, 09:53Ich stelle in den unterschiedlichen Klassen immer wieder fest, dass sich ein nicht unerheblicher Teil eigentlich für (rein) gar nichts interessiert. War das früher mal anders?
Pubertät... eine grauenerregende Zeit voller Verwirrtheit. Sollte die Jugend von heute noch zocken, dann wird sie sicherlich damit zu motivieren sein, ab jetzt mit den richtigen Tools eigene Spiele programmieren zu können.

Im Rückblick waren aus dem Informatikunterricht Excel, Powerpoint, Word und auch der Schreibtrainer (10-Finger-Tippen) nützlich. Mit Kindern kannste bei diesen Recht trockenen Themen viele Funktionen spielerisch entdecken... bunte Wordart... Mit Formen malen... Animationen... Filme machen (mit Powerpoint!)... aber Fast-Erwachsene brauchen wahrscheinlich etwas Anspruchsvolleres.

Programmieren in Delphi war für mich damals leier zu früh. Ich hätte erstmal ein paar Lektionen in Scratch gebraucht, um überhaupt computer-logisch denken zu lernen, ohne gleich von so einer Asperger-Syntax überrant zu werden. Scratch kannste auch mit Achtjährigen ausprobieren, total witzig. Gerade durch die bekannten Handyspiele mit eher einfachen Spielkonzepten kann man da schon mit den Kids versuchen, seine eigene Version von Flappy Bird oder Angry Bird nachzubauen. Oder Pong, wenn man ganz von vorne anfangen möchte.

Eine interessante Sichtweise hatten sie mal an einer Waldorfschule zum Thema Computer: "Wir brauchen keinen gesonderten Informatikunterricht. Der Computer ist Kulturgut, da sitzen die Schüler bereits zu Hause so viel davor, das lernen die von ganz alleine!"

Netzwerke wären tatsächlich sinnvoll... Wireshark anschmeißen und seinen eigenen Webbrauser mal überwachen! Mal sehen, was der so in der Gegend rumquasselt und ob wir das eigentlich haben wollen. Schwupps, schon ist man bei Computerethik. Bitte auch ein bisschen Linux-Propaganda machen. Computer wären nichtmal halb so großartig, wenn sie wie früher alle tausende Euro kosten würden! Linux auf einer Schrottmühle installiert... Weltherrschaft, ich komme.
Achso, Hardware ist auch ein wichtiges Thema. Mal in einen Computer reingucken z.B. Festplatte und RAM tauschen. Vielleicht ist ja ein zukünftiger Admin unter den Schülern dabei.

Viel Freude beim Unterricht! Ich bin sicher, es wird dir jemand danken. (Wenn auch erst 10 Jahre später!)
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