Tiles hat geschrieben: ↑20.09.2019, 20:25
Hm, ich denke da treffen zwei Sachen aufeinander. Einerseits ist heutige Software viel stabiler als damals in der guten alten Zeit. In trueSpace, einem 3D Programm, hast du alle 10 Minuten gespeichert weil der Mist spätestens dann eh wieder abgestürzt ist. Und die Bluescreens von Windows bis Win 7 sind ja legendär. Andererseits wird der User tatsächlich immer mehr zum Beta und Alphatester. Siehe Early Access ...
☐ Tiles hat den Vortrag gesehen
☑ NytroX hätte den Vortrag besser als Teil seiner Argumentation hervorheben sollen
☑ Tiles leitet einen allgemeinen Trend aus zwei cherry-picked Stichproben ab
Um das mal Niveau mal anzuheben: Blow geht bei Minute 20 darauf ein, dass die gespürten Software-Verbesserungen hauptsächlich von Hardware-Verbesserungen herrühren. Wir können heute zwar Cloud und Machine Learning und in Echtzeit Tiernasen auf unsere Gesichter projizieren und so – aber vor allem, weil wir eine Inflation und Rechenleistung, Bandbreite, und Speicher erleben.
Und wenn Software (z. B. Tiles’ trueSpace) heute zuverlässiger läuft als damals, ist das schön. Das Argument geht aber, dass so etwas wie trueSpace von winziger Komplexität ist im Vergleich zu Dingen wie
- dem Grafiktreiber, den trueSpace benutzt;
- dem Weg der Eingaben von der Tastatur über USB und Input Queue, bis trueSpace sie verwerten kann.
Wer sich den Adressraum *irgendeiner* Anwendung ansieht – sogar meiner Minimal-Tools – wird sehen, dass OS/Laufzeitbibliothek/Treiber tatsächlich zehn- bis hundertfach größer sind als die eigentliche Anwendung. Und dieser Großteil Code stürzt vielleicht nicht mehr so oft ab, aber
- er reagiert von Jahr zu Jahr träger, nur abgefedert durch Hardware-Entwicklung (siehe erstes Argument) – Quelle;
- niemand versteht ihn mehr und kaum jemand benutzt ihn korrekt (daher Sprachen mit Garbage Collection);
- wenn etwas dringend geändert werden muss, bringt man besser direkt eine neue API raus (schonmal ’ne Browser-Erweiterung gepflegt? Facebook und Google benutzen ihre eigenen Linux-Branches, weil die Datei-API von Linux unvereinbar mit sicherer Datenverwaltung ist, aber aus Kompatibilität bekommt man die Patches nicht mehr upstream);
- und er muss monatlich gepatcht werden, damit er nicht jeden Hacker reinlässt.
Dass wir diese Dinge als selbstverständlich ansehen – und nicht als große Katastrophe – unterstreicht Blows Kernaussage. Den Römer hat es auch nicht gekümmert, wenn ab und zu mal eine römische Stadt brannte. Bis Jahre später halt keine mehr übrig waren.
Und um auf das Cherry-Picking zu reagieren: Ich tippe solche Beiträge wie den hier in Notepad, weil der Großteil der Browser/Websites meine Beiträge bei der geringsten Unregelmäßigkeit vergisst („abgelaufene Sitzung“ oder „niedriger Speicherstand, wir schmeißen das Tab mal aus dem RAM“ oder „Oops, there was an error“). Zugleich benötigen sie dabei 100× so viel Rechenleistung und 100× so viel Speicher wie 1995.