Die Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen war nicht rein physiologisch oder psychologisch bedingt, sondern zu bedeutenden Anteilen erlernt.
Lass mich mal erklären:
Die Natur und die Kultur
Als wir den Tieren noch näher waren, haben wir auch alles wie Tiere geregelt (besser gesagt: von der Natur regeln lassen). Dann haben wir Kultur eingeführt – dass wir uns nicht mehr gegenseitig verprügeln, anpinkeln, und dann die Weibchen des anderen vergewaltigen, sondern uns nur noch gegenseitig verklagen. Das war eine tolle Erfindung (obwohl sie Anwälte hervorbrachte), denn dadurch hat sich die Menschheit schneller entwickelt als zuvor. Man könnte sogar sagen, je weiter die Kultivierung des Menschen, desto schneller der Fortschritt. Es ist hier GANZ WICHTIG, dass wir nicht bloß Äcker kultiviert haben, sondern uns selber auch! Also dass wir eingesehen haben, dass wir uns in einer spezialisierten Gesellschaft gegenseitig brauchen und so. Kultiviert ist gut, können wir uns darauf einigen?
Der Rassist und der Genetiker
Kommt ’n Rassist mit ’nem Genetiker ins Gespräch:
- „Pisst dich das nicht auch an, dass man heute nicht mehr von Rassen reden darf? Der [abwertendes Wort für andere Hautfarbe] da vorne, der ist doch sowas von deutlich ’ne andere Rasse. Guck mal, wie dunkel der ist! Offensichtlicher geht’s nicht!“
- „Naja,“ sagt der Genetiker, „der hat zwar zweifellos ein anderes Allel als wir beide, was die Hautfarbe angeht … aber … in der Gesamtheit seiner Gene hat er wahrscheinlich mehr mit Ihnen gemeinsam als Sie mit mir, denn ich bin zum Achtel Asiat. Und Grenzen kann man da eh nicht ziehen, weil das alles fließende Übergänge sind“
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, der Rassist sieht das ein und hört auf, Rassist zu sein (passiert leider zu selten.) Oder, er reimt sich was darauf zusammen, warum die komplette Wissenschaft falsch liegen muss (passiert leider öfter).
Die Frauen und das Einparken
Frauen haben nicht die Veranlagung für räumliches Denken wie Männer – wegen Jäger und Sammler und irgendwas mit Testosteron und so, wissenschon. Die meisten Männer raffen nur nicht: Wenn ich deren Gehirn mit dem eines Taxifahrers / LKW-Fahrers vergleichen würde, dann wäre der Unterschied größer als der zwischen durchschnittlichem Mann und durchschnittlicher Frau. Bloß, weil sie Männer sind, können sie nicht automatisch besser fahren. Ui! Hat was mit Anpassung an Umstände zu tun, möglicherweise könnte man es auch Kultivierung nennen, dass einer, der den ganzen Tag Auto fährt und sich seit seinem zweiten Lebensjahr nichts Geileres vorstellen kann, das auch besser kann als … *ich* zum Beispiel. Und wir kennen doch auch alle in unserem Freundeskreis einen Kerl, der so scheiße fährt, dass nie einer mitfahren will, oder? Jetzt gibt es wieder zwei Möglichkeiten: Entweder, der Sexist …
Der Physiker und der Tiger
(Das ist jetzt speziell für B.G.Michi:) Als Eintein und Bohr über die Wirklichkeit der Quantenmechanik diskutiert haben, haben sie sich nicht mit Stöcken geschlagen bis einer tot war, und der Gewinner hat dann das Weibchen des anderen geschwängert. Man sagt im Gegenteil den meisten großen Physikern nach, dass sie sehr nette, verständnisvolle, humorvolle Menschen waren und selten Tiger erlegten. Also Dinge, die biologisch gesehen eher Frauen in die Wiege gelegt bekommen haben. Aber wie kann das sein, dass sie dann keine Frauen waren? Biologische Anomalien? Nein, Kultivierung. Wir haben uns irgendwann darauf geeinigt, dass wir aus Jungen keine Arschlöcher machen, bloß weil die Natur vor Hunderttausend Jahren irgendwo ’ne Veranlagung zu Agression reindrücken musste. Und das schien eine gute Idee zu sein, denn kultivierte Leute bringen uns weiter als, sagenwamal, Fußballspieler und Infanteristen.
In dieser Hinsicht würde ich sehr sehr vorsichtig sein, ob biologische Veranlagungen wirklich fördernswert sind. Auch wenn man sowas in nur-Männer-Kreisen gern hört (Matrosen & Typen, die meinen, sie hätten vor 1000 Jahren als raubende Wikinger viel glücklicher gelebt, obwohl sie wahrscheinlich vor ihrem dritten Lebensjahr einer Infektion erlegen wären), sollte man mehrfach nachdenken, ob man sich eine Rückkehr zur Natur WIRKLICH wünscht. Vor allem als Physiker (ist nicht so böse gemeint wie es klingt – kommt ja von ’nem Informatiker –, aber wer widerspricht, möge mir mal den Vergleich zwischen BMI des Physikers und des Möbelpackers vorlegen).
Ich finde ziemlich deutlich, dass wir uns so sehr wie möglich bemühen sollten, die kleinen biologischen Problemchen wie Aggression, Unterdrückungszwang, und Mädchen-können-nicht-so-gut-Fußball-spielen wegzukultivieren so sehr wir nur können. Die meisten Verfassungen der meisten Staaten stimmen mir da zu. Und pinke Frauenparkplätze und die Darstellung von Frauen als Sexspielzeug oder H&M-Exoskelett-Zombie helfen da eher wenig.
So, jetzt ist’s aber schon spät.